Schalke ist ein Traditionsverein, wer wollte das bestreiten?! Die aktuellen Fans nehmen die Geschichte gerne für sich in Anspruch, sollten sich dann aber auch für sie interessieren. Denn zu wissen, woher man kommt, kann wichtig sein, wenn es darum geht, die jetzige Situation einzuordnen.
Mal kurz zusammengefasst: Nach dem Krieg gab es eine Meisterschaft, die bisher letzte aus dem Jahr 1958. In den Gründerjahren der Bundesliga kämpfte Schalke in der Glückauf-Kampfbahn überwiegend gegen den Abstieg. Im Parkstadion mündete ein kleiner Höhenflug zu Anfang der 70er-Jahre in drei Abstiegen. Es folgten die „Eurofighter“ 1997 und die „Meister der Herzen“ 2001. Beide Teams vor allem deshalb so legendär, weil niemand mit diesen Erfolgen gerechnet hatte. Erst mit der Arena wurde Schalke sportlich zu einer richtigen Nummer.
Mit Pokalsiegen, Vizemeisterschaften und andauernden Teilnahmen an den internationalen Wettbewerben. Alles in allem eine respektable Chronik, aber gewiss keine Grundlage, um daraus immerwährende vordere Platzierungen abzuleiten. Hinsichtlich der Erwartungshaltung ist auf Schalke etwas ins Rutschen geraten, das mittlerweile über Jahre niemandem mehr einzufangen gelingt. Aus dieser Fehleinschätzung resultiert auch die weltfremde Forderung, die Mannschaft müsse nur gefälligst kämpfen und laufen, dann wären Siege in Serie garantiert.
Worauf dieser Dünkel gründet, bleibt ungeklärt. Die Sehnsucht nach der Schale, einige unglücklich vergebene Chancen auf den Titel, untermauern immer noch nicht den Anspruch auf Spitzenplätze. Eher spricht mehr dafür, dass nach einer Dekade mit positiven Abschlüssen es auch mal wieder nach unten geht. Es gibt ja eine ganze Reihe von Traditionsvereinen, die auch jetzt noch sofort mit Schalke tauschen würden. Stuttgart, Hannover, Kaiserslautern, Bremen oder der HSV lassen herzlich grüßen.
Der Verweis auf die pure Größe des Vereins – all die Umsatz-Kennziffern und Mitglieder-Zuwächse – ist, bezogen auf die sportliche Situation, wenig hilfreich. Und die üppige Bezahlung der Profis hängt mehr mit der Gier ihrer Berater und der leichtlebigen Großzügigkeit des Schalker Managements der letzten Jahre zusammen. Weit weniger mit dem Leistungsvermögen und dem realen Marktwert des Kaders. Unterm Strich: Schalke ist nicht die Deutsche Bank – zu groß, um zu fallen. Schalke kommt von ganz unten. Und kann da schnell wieder landen. Zumindest bedarf es härtester Maloche, um diese Krise zu meistern. Ob die aus allen Herren Ländern zusammengewürfelte Mannschaft dazu bereit ist, kann niemand zur Stunde beantworten.